Freude beim Lernen durch richtige Motivation und Struktur
Seit Freitag ist klar: Der Unterricht findet bundesweit vorsorglich für einige Wochen nicht statt! Für eure Kinder ein Grund zum Jubeln, für dich als Elternteil, der sich vielleicht noch nie Gedanken über Unterrichtsgestaltung und Didaktik gemacht hat, eine Herausforderung – denn “… Es findet kein Unterricht statt, aber es sind keine Ferien…” (M. Piazolo). Das bedeutet, dass dein Kind mit Lernmaterial ausgestattet wurde, welches bis zum Ende der Osterferien bearbeitet werden soll.
Zu allererst: Ruhig bleiben (hier findest du den Beitrag: “Wie stärke ich meine Kinder in Zeiten der (Corona-Virus)-Panik”)
Sei dir im Klaren darüber, dass du jetzt nicht die Leistung erbringen musst, die Lehrerinnen und Lehrer tagtäglich leisten, aber du kannst einiges tun, damit das Gehirn deines Kindes in den folgenden Wochen Möglichkeiten zum Wachsen erfährt!
1. Tipp: Organisation
„Erfolg kommt nicht einfach so, sondern von harter Arbeit und guter Vorbereitung.“
Schritt 1: Vorbereitung
Eine Orientierung darüber, welche Themen in den nächsten Wochen relevant sind, gibt dir das Material, das dein Kind mit nach Hause bekommen hat.
Gehe die Unterlagen genau durch und schreibe dir beispielsweise einen Zeitplan und/oder einen Lernplan mit Themenblöcken, um einen besseren Überblick zu behalten und wenn ihr Lust habt, eigenständig neues Material und Ideen dazu zu entwickeln (z.B. beim Thema “Zähne” kleine Zähne aus Knete formen).
Die Timeline dient als Übersicht für die Zeiten, in denen dein Kind deine ungeteilte Aufmerksamkeit hat, in den Lernplan kannst du die Aufgaben deines Kindes in Themenblöcke unterteilen.


Ein Beispiel für einen Zeit- und Lernplan haben wir für dich erstellt.
Idealerweise sollten die Schulzeiten nicht mit deinem Homeoffice zusammenfallen, besonders, wenn dein Kind viel Begleitung bei den Aufgaben braucht.
Lasse dein Kind täglich selbst entscheiden, welches Schulfach es gerne bearbeiten würde und trage den Themenblock mit den bearbeiteten Aufgaben in den Zeitplan ein, dann hast du einen Überblick über die Aufgaben, die dein Kind bereits erledigt hat. Am besten lässt du dein Kind die Aufgabe selbst abhaken! Zusätzlich kannst du am nächsten Tag Zeit zum Wiederholen und Üben des bereits gelernten Stoffes einplanen.
Beachte, dass die Konzentrationsfähigkeit nicht nur zeitlich begrenzt, sondern auch von der Tageszeit abhängig ist. Wir empfehlen Aufgaben am besten, wie zu Schulzeiten auch, am Vormittag zu erledigen.
Schritt 2: Struktur
Wichtig ist auch, dass du die Einheiten auf übersichtliche Zeiten aufteilst. Vergiss auch nicht, Pausen einzuplanen!
So weiß dein Kind, wann es was erledigen soll und wann es Zeiten zum Spielen hat.
Stelle die Regeln klar und deutlich auf aber lasse dein Kind mitentscheiden, wann es was machen möchte.
Hier erfährst du, warum Grenzen wichtig sind und hier wie du deinem Kind empathisch Grenzen setzen kannst. Du kannst die auch Regeln schriftlich (oder bei jüngeren Kindern in Bildern) festhalten. Mache nicht mehr als 3 Regeln!
2. Tipp: Motivation
Ich kann, ich muss und ich werde! – Wie du dein Kind motivierst
Dein Mindset – also deine Art zu denken – entscheidet darüber, wie du und dein Kind an diese Herausforderung herangehen. Es kann passieren, dass du von deinem Kind in den nächsten Wochen des Öfteren Sätze hörst, wie:
“Ich kann das nicht”
“Das ist zu schwer”
“Ich bin einfach blöd!”
Dieses starre Denken führt dazu, dass im Kopf deines Kindes kaum eine Möglichkeit existiert, über sich hinauszuwachsen, etwas Neues zu probieren oder Dinge, die mal nicht wie geplant laufen, durch zu ziehen.
Motiviere dein Kind mit Sätzen, die vom starren Denken wegführen:
“Das kannst du NOCH nicht. Aber, wenn du weiter fleißig übst, dann schaffst du das!”
“Wenn du Probleme hast, dann finden wir eine Lösung. Lass uns gemeinsam die Aufgabe anschauen.”
“Es ist in Ordnung, wenn du Fehler machst.”
Das Wichtigste ist, dass du dein Kind positiv bestärkst, indem du dich selbst gut auf deine Aufgabe vorbereitest und als kompetenter Ansprechpartner und Motivator zur Verfügung stehst.
Eigener innerer Stress kann dazu führen, dass du ungehalten auf Fragen oder Fehler reagierst und das wirkt sich zumeist kontra-produktiv auf Kinder aus (Infos zum Umgang damit hier). Solltest du trotzdem ungehalten auf einen Fehler oder eine Frage reagieren, dann überlege dir, wie du zur Ruhe kommen kannst und bitte dein Kind eine kurze Pause einzulegen.
Nach dieser Pause könnt ihr gemeinsam noch einmal alles Schritt für Schritt durchgehen und eine Lösung finden! Fehler können passieren (Eltern und Kindern) – es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen!
3. Tipp: Arbeitsplatzgestaltung & Lernumgebung
Arbeite in Ruhe: Der Erfolg macht die Musik
Eine gute Lernumgebung ist das A&O! Eltern und deren Kinder, die von jeher die Hausaufgaben zuhause machen, sind meist ein eingespieltes Team und haben oft bereits eine gute Lernumgebung gefunden.Eine gut durchdachte Lernumgebung beeinflusst die Lernqualität positiv, deshalb stellen wir euch hier einige Tipps und Strategien vor, wie du deinem Kind eine optimale Lernumgebung zur Verfügung stellst:
1. Ort und Beleuchtung
Wähle einen gut beleuchteten, ruhigen Ort für das Homeschooling. Das Licht sollte so fallen, dass dein Kind nicht im Schatten der eigenen Hand schreibt . Der Fernseher oder das Radio sollten ausgeschaltet sein. Gegen den Lärm jüngerer Geschwister können bei längeren Konzentrationsphasen Ohrstöpsel helfen.
2. Atmosphäre
Sorgt für eine angenehme Atmosphäre. Manche Kinder reagieren gut auf Duftkerzen oder ätherischen Öle (Zitrone, Grapefruit oder Lavendel haben sich hier bewährt). Wichtig: Legt das Smartphone weg!
3. Schlaf und Bewegung
10 Stunden Schlaf benötigt ein Kind im Grundschulalter durchschnittlich. Schaf ist notwendig für die Gehirnentwicklung, da die Verarbeitung und Speicherung von Gedächtnisinhalten während der Tiefschlafphase passiert. In der REM oder Traumphase werden automatisierte Bewegungsabläufe in den entsprechenden Hirnarealen verankert. Auch die körpereigenen Abwehrkräfte werden von der Dauer und der Qualität des Schlafes beeinflusst. Achte also gerade JETZT auf genügend Schlaf deines Kindes (und dir selbst)!
Um gut schlafen zu können, ist es wichtig sich tagsüber ausreichend zu bewegen, was derzeit durchaus schwierig sein kann, wenn man maximal die Wohnung und den eigenen Garten zur Verfügung hat. Im Alter von 6-12 Jahren lernt dein Kind komplexere Bewegungen sowie die Koordination zwischen Hand und Auge. Dein Kind sollte täglich mindestens 30-60 Minuten körperlich aktiv sein und 60 Minuten freispielen können.
Solltet ihr nach draußen können, dann kannst du mit deinem Kind verschiedene Ballspiele, wie Basketball, Fußball oder Federball spielen. Auch Springseil hüpfen, Frisbee oder Kreide malen sind aktive Beschäftigungsmöglichkeiten. Die Gartenpflege, wie Blätter zusammenharken oder Blumenkästen bestücken, kann auch mit Hilfe deines Kindes erfolgen.
Indoor gestalten sich die Bewegungsmöglichkeiten schwieriger. Tätigkeiten, die den Alltag für alle Familienmitglieder erleichtern, sind leichte Haushaltstätigkeiten, wie das Kinderzimmer reinigen / ausmisten, Wäsche zusammenlegen, fegen und staubsaugen, beim Kochen und Backen helfen. Wichtig ist, dass der Bewegungsdrang deines Kindes nicht gehemmt wird.
Wissenschaftliche Literaturhinweise am Ende dieser Seite!
WICHTIGE ZUSATZ-INFO:
So wirst auch du ein Helfer in Zeiten des Corona-Virus!
JEDER von euch kann ein HELFER sein!
Dafür könnt ihr folgendes tun:
- Ruhig bleiben! Das Virus ist hauptsächlich für ältere Menschen, wie Omas und Opas und für chronisch kranke Menschen gefährlich. Kinder fallen nicht in die Risikogruppe!
- Darum also Kontakt zu älteren und kranken Menschen vermeiden! Ruft Oma und Opa lieber an, als sie jetzt zu besuchen.
ACHTUNG: Zum Zeitpunkt dieses Artikel solltest du allgemein Sozialkontakte meiden! - Vorsicht beim Begrüßen! Am besten 1 Meter Abstand halten und Umarmungen, Küsschen und Handschlag vermeiden. Winkt euch statt dessen beim Begrüßen lieber zu oder nutzt das indische “Namaste”.
- Regelmäßig Händewaschen und zwar gründlich mit Seife, mindestens 20 Sekunden (2x Happy Birthday singen und Daumen, Handrücken und zwischen den Fingern nicht vergessen!)!
- Andere schützen! Beim Niesen wegdrehen, in die Armbeuge niesen oder in ein Taschentuch und dieses danach wegwerfen!
- Wenn ihr euch krank fühlt zu Hause bleiben! Wenn ihr mehr als 38 C° Fieber, Husten, Schnupfen, Halskratzen oder Durchfall habt und euch schlapp fühlt – geht nicht einfach direkt zum Arzt. Denn im Wartezimmer könntet ihr andere anstecken. Ruft bitte darum vorher bei eurem Arzt oder Gesundheitsamt (Deutschland Tel.: 116 117 – www.infektionsschutz.de, Österreich Tel.: 1450) an!
In einer Welt, in der du alles sein kannst, sei ein HELFER!
Egal wie alt du bist!
Literatur-Hinweise:
Aromatherapie-Effekt auf Kinder
Arslan, I., Aydinoglu, S., & Karan, N. B. (2020). Can lavender oil inhalation help to overcome dental anxiety and pain in children? A randomized clinical trial. European Journal of Pediatrics, 1-8.
Jafarzadeh, M., Arman, S., & Pour, F. F. (2013). Effect of aromatherapy with orange essential oil on salivary cortisol and pulse rate in children during dental treatment: A randomized controlled clinical trial. Advanced biomedical research, 2.
Schlaf bei Kindern
Dewald, J. F., Meijer, A. M., Oort, F. J., Kerkhof, G. A., & Bögels, S. M. (2010). The influence of sleep quality, sleep duration and sleepiness on school performance in children and adolescents: A meta-analytic review. Sleep medicine reviews, 14(3), 179-189.
Elektronische Medien & Kinder
Beyens, I., & Nathanson, A. I. (2019). Electronic media use and sleep among preschoolers: evidence for time-shifted and less consolidated sleep. Health communication, 34(5), 537-544.
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