8 Tipps zum Umgang mit der eigenen Wut

Oder: Wie du es schaffst, deine eigene Wut mit der „Gehirnbasierten Kommunikation“ zu meistern!

Kennst du das? Inmitten des oft stressigen Alltags mit Kindern kommen wir auch als Erwachsene nicht selten an unsere eigenen emotionalen Grenzen. Ganz egal aus welchem Grund, manches Verhalten löst in uns Wut und Aggression aus und es droht aus uns herauszubrechen oder tut das sogar. Als erwachsene Bezugspersonen, sei es als Elternteil, Erzieher*in oder Lehrkraft, sind wir ständig darin gefordert, unsere eigenen Emotionen „im Griff“ zu haben. Wir wollen doch den Kindern ein gutes Vorbild sein, oder? Aber wie gelingt es uns, unsere eigene aufbrodelnde Wut zu lenken, wenn sie uns mal wieder zu überwältigen droht? Um das herauszufinden – lies oder schau diesen Beitrag für wertvolle Tipps!

In unserem letzten Beitrag ging es bereits darum, wie wir Kinder mit gehirnbasierter Kommunikation durch die Wut zu begleiten können. Und der erste Punkt war: „Ruhe bewahren“ – doch genau das ist ja oft so unglaublich schwer!

In diesem Beitrag werden wir darum genauer darauf eingehen und dir praktische Tipps für den Umgang mit der eigenen Wut mitgeben.

Dazu möchte ich als erstes eines klar stellen: „Ruhe bewahren“ heißt nicht „nicht wütend zu werden“! Natürlich dürfen und sollen wir Kindern zeigen, dass bestimmte Verhaltensweisen oder Situationen uns wütend machen! Kinder brauchen Erwachsene, die Emotionen zeigen, um über Gefühle zu lernen! Im Umgang mit der Wut jedoch sind wir wichtige Vorbilder. Die Regel „Wütend werden ist ok aber nicht jedes Verhalten ist ok“ gilt eben auch für Erwachsene!

Wir tendieren dann vielleicht nicht zu körperlicher Übergriffigkeit wie schlagen, kratzen beißen oder hauen, aber wir schlagen dafür emotional um uns und sagen Dinge, die Kinder schwer verletzen können!

Und genau darum ist es wichtig, sich unsere eigene Wut einmal genauer anzuschauen.

Der erste Schritt in der Gehirnbasierten Kommunikation ist es, auf uns selbst zu schauen! Dann tun wir das also jetzt mal und schauen uns an …

Warum macht es einen selbst eigentlich so wütend, wenn Kinder einen Wutausbruch haben?

Oder warum lösen Gefühlsausbrüche bei Kindern auch bei uns Erwachsenen Gefühlsausbrüche aus?

Dafür gibt es viele verschiedene Gründe. Einer davon ist, dass in Momenten, in denen Kinder wütend werden, bei uns Erwachsenen oft unbewusst eingespeicherte Muster aktiviert werden. Hier ein paar mögliche Gründe für solche Muster:

  • Vielleicht wurde in unserer Kindheit von der ein oder anderen Person auf unsere eigene Wut mit Bestrafung reagiert.
  • Vielleicht hatten wir nie die Gelegenheit, selbst einen gesunden Umgang mit starken Gefühlen zu lernen, sondern haben stets versucht, sie zu unterdrücken.
  • Vielleicht haben wir auch unbewusste Ängste, was andere über uns denken könnten und welches Bild sich andere Menschen über unsere Rolle als Mama, Papa, Erzieher*in oder Grundschullehrkraft und unsere Erziehungskompetenz machen könnten.
  • Vielleicht haben wir auch unangemessene Erwartungen an die Kinder oder auch an uns selbst.

All dies kann dazu führen, dass wir impulsiv oder mit schädlichen Kommunikationsmethoden auf die Gefühlsausbrüche von Kindern reagieren.

Um Kindern einen gesunden Umgang mit ihrer eigenen Wut zu vermitteln ist es also zunächst wichtig, sich mit unserer eigenen Wut zu beschäftigen! Nur wenn wir uns alte, eingefahrene Muster bewusst machen, können wir bewusst neue Herangehensweisen wählen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist es zu Wissen, was bei Gefühlsausbrüchen im Gehirn passiert. Siehe dazu auch unser Blogartikel „3 Tipps für effektive Gehirnbasierte Kommunikation mit Kindern“ . Uns Erwachsenen hilft es zu wissen, dass Wutausbrüche nicht Respektlosigkeit oder Ungehorsam bedeuten, sondern vielmehr ein Ausdruck der noch begrenzten emotionalen Kontrolle eines Kindes sind – und wenn wir selbst Schwierigkeiten mit unserer eigenen Wut haben, dann deutet das auch auf Herausforderungen unseres Gehirns hin, die Wut in gesunde Bahnen lenken zu lernen.

Zu wissen, was im Gehirn bei Gefühlsausbrüchen passiert, kann uns helfen, unsere eigene Wut rascher zu erkennen! Jeder Moment in dem wir wütend werden ist für unser Gehirn eine Gelegenheit, Gefühle zu erkunden, mehr darüber zu erfahren und einen gesunden Umgang damit zu lernen! Das gilt für Kinder und für Erwachsene!

Doch was können wir ganz konkret in einer Situation tun, wenn wir merken, dass wir gleich selbst die Kontrolle verlieren könnten?

Hier sind 8 Tipps zum Umgang mit der eigenen Wut mit Hilfe der „Gehirnbasierten Kommunikation“

  1. Gefühl wahrnehmen: Wenn du merkst, dass du wütend wirst, versuche dies zunächst wahrzunehmen. Du bist deinem Gehirn nicht hilflos ausgeliefert! Du kannst es beeinflussen! Das „Bewusstmachen“ deines aktuellen Zustandes, ist ein erster wichtiger Schritt, um dein Gehirn zu beeinflussen und es zu beruhigen.
  2. Körperliche Veränderungen wahrnehmen: Wenn du also merkst, dass sich dein Körper anspannt, sich dein Herzschlag erhöht oder dir heiß wird vor Wut, dann sage dir selbst: „Dies ist kein Notfall. Ich darf ruhig bleiben.“
  3. Körperlichen Zustand beeinflussen: Atme tief durch. Das hilft deinem Gehirn, sich zu beruhigen und Stress zu reduzieren. Wie bei allen Dingen hilft es, Atemübungen in einem ruhigen Moment zu üben, damit du darauf in aufgebrachten Situationen zurückgreifen kannst. Atemübungen lernen Kinder darum bei unseren Materialien und Programmen schon von klein auf.
  4. Sage, wie du dich fühlst: Benutze Worte, um zu beschreiben, wie du dich fühlst. Sage zum Beispiel: „Ich merke, dass ich gerade wütend werde. Ich brauche jetzt eine kurze Pause, um mich zu beruhigen.“ Vorsichtig! Das Kind selbst ist nie schuld an deiner Wut – oft sind es eher eigene Erwartungen, unerfüllte Wünsche und Bedürfnisse. Stülpe deinem Kind bitte nicht die Schuld an deiner Wut über! Eigene Gefühle oder körperliche Veränderungen zu benennen hilft deinem Gehirn, deine Emotionen besser zu verstehen und Klarheit hilft, ruhiger zu werden!
  5. Nutze gesunde Emotionsregulationsstrategien: Ungesunde Strategien wären zum Beispiel seine Gefühle zu unterdrücken und so zu tun als gäbe es sie nicht. Gesunde Strategien hingegen sind Atemübungen, Entspannungsübungen, Massagen, Wasser zu trinken oder einen Eiswürfel zu lutschen, über Gefühle zu sprechen oder sich zu bewegen. Es gibt viele verschiedene gesunde Wege, um seine Gefühle zu lenken.
  6. Gib dir Zeit: Unser Gehirn braucht Zeit, um sich zu beruhigen. Besonders, wenn wir keinen gesunden Umgang mit unseren Gefühlen gelernt haben. Sei also geduldig mit dir und nimm dir – wenn du die Möglichkeit hast – die Zeit, die du brauchst, um wieder ruhig zu werden. Wichtig ist auch hier, dass du hier die Schuld nicht dem Kind gibst, sondern bei dir bleibst. Sage zum Beispiel: „Ich merke, dass ich sehr aufgebracht bin. Ich brauche jetzt einen kurzen Moment für mich selbst, um mich wieder zu beruhigen, dann bin ich gleich wieder für dich da.“ In der Schule oder in der Kita könnt ihr auch eine gemeinsame Auszeit machen und dann zum Beispiel ein Fenster aufmachen, euch bewegen und zum Beispiel eine HELDEN Yoga Übung oder eine HELDEN Atem Übung gemeinsam machen. Eine GEFÜHLEHELDEN Zone kann euch dabei unterstützen – Kinder UND Erwachsene! Wenn sich die Gemüter wieder beruhigt haben, kann man gemeinsam in der Regel ruhiger über eine Situation sprechen und reflektieren.
  7. Entwickle langfristig gesunde Strategien: Arbeite an langfristigen Strategien, um besser mit deiner Wut umzugehen. Genau wie Kinder, können das auch Erwachsene lernen!
  8. Hole dir Unterstützung: Die Fortbildung „Gehirnbasierte Kommunikation mit Kindern“ bietet dir einen Leitfaden für mehr Bewusstsein über Prozesse, die im Gehirn passieren und was du tun kannst. Aber Achtung – die Gehirnbasierte Kommunikation ersetzt keine Therapie! Wenn du hier Bedarf hast, suche dir bitte professionelle therapeutische Unterstützung! Hilfe anzunehmen ist ein Zeichen großer Stärke!

Wut ist also ein ganz normales Gefühl, wir nennen es übrigens auch ein „Beschützer-Gefühl“, da es uns ja eine wichtige Botschaft schicken möchte. Meist steht es für ein Bedürfnis, das wir uns erfüllen wollen und das vielleicht in dem Moment nicht erreichbar scheint.

Wut ist also ein natürlicher Teil vom „Mensch sein“ und bieten die Möglichkeit, wertvolle Erkenntnisse über seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu lernen! In jedem Gefühlsausbruch steckt eine wertvolle Gelegenheit, die wir nutzen können, um gemeinsam zu lernen und zu wachsen.

Literaturangaben:

Bernhardt, C. (2022). Breathing and Voice. In Nonverbal Communication in Recruiting (pp. 305-324). Springer, Wiesbaden.


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