Wie du es Positiv durch die Corona-Achterbahn der Gefühle schaffst!
Isolation, Homeoffice, Quarantäne, Homeschooling, Kurzarbeit, Maskenpflicht – das alles sind Worte, die uns derzeit bewegen. Es herrscht immer noch große Unsicherheit darüber, wie es weiter geht.
Gefühle, wie große Sorgen und Ängste führen zu Stress und können auch zu depressiven Verstimmungen oder zu körperlichen Problemen führen. Zum Beispiel Haarausfall oder Bauchweh. Eltern, die finanzielle Einbußen haben und nicht wissen, wie es weitergehen soll, sind derzeit besonders schwer betroffen.
Zusätzlich stößt die Ungerechtigkeit gegenüber den Kindern vielen Eltern auf. Sie dürfen keine Spielplätze benutzen, aber Autohäuser öffnen. Keine Schule, aber dafür Bundesliga.
Aus all diesen Dingen resultieren Frust und Angst. Diese führen zu einer schlechten Stimmung zuhause und leider auch zu mehr Gewalt in Familien.
In diesem Beitrag schauen wir, warum das so ist und wie du aus einer negativen Gefühls-Spirale rauskommst!
Unser Gehirn ist ein wichtiges Organ in unserem Körper, dessen oberstes Ziel es ist uns zu beschützen. Da diese Situation für unser Gehirn eine bedrohliche Situation darstellt, reagiert es blitzschnell. Bestimmte Bereiche im Gehirn entscheiden, ob eine Situation gut oder schlecht für uns ist, erzeugen Gefühle und treffen Entscheidungen, wie wir reagieren. Der Hirnstamm, führt die zugehörige körperliche Reaktion herbei, z.B. Herzklopfen, schwitzen, zittern, rot anlaufen und so weiter. Gerade Angst und Wut senden im Gehirn ähnliche Signale. All diese körperlichen Reaktionen führen zu körperlicher Angespanntheit und Stress und dies führt zu Urinstinkten wie Flucht, also Weglaufen wollen, oder Aggression.
Kinder spüren diese Angespanntheit und reagieren darauf mit regressiven Verhalten. Sie machen also zum Teil wieder Dinge, die eigentlich jüngere Kinder tun. Sie wollen Aufmerksamkeit und die Gefahr besteht, dass wir unseren gesamten Stress dann an ihnen, oder auch an unserem Partner, also den Menschen um uns herum die wir lieben, ablassen.
Doch diese Gefühle zu unterdrücken ist genauso wenig hilfreich wie sie auszuleben! Was also tun?
Tipps, wie du aus dieser negativen Gefühls-Spirale wieder rauskommst:
1. Achte auf deine Gefühle!
Wenn du merkst, dass du angespannt oder gestresst bist, erinnere dich daran, dass du in Sicherheit bist! Sag dir das auch: „Ich bin in Sicherheit!“ Nimm das Gefühl achtsam wahr und versuche dann, deinen Herzschlag durch tiefes ein- und ausatmen zu beruhigen.
Lass das schlechte Gefühl wie eine Welle über dich hinwegziehen und ausrollen. Wenn du merkst, dass du es nicht schaffst, die Gefühlswelle zu beruhigen überlege, was dir noch helfen könnte, deinem Gehirn zu zeigen: Es ist kein Notfall!!! Denn damit beruhigst du deinen Hirnstamm, dein Herzschlag beruhigt sich und dein Stresslevel sinkt. Helfen kann z.B. ein heißes Bad, schöne Musik oder ein Spaziergang an der frischen Luft. Deine Ruhe wird sich auch auf dein Kind übertragen!
Auch, wenn wir vielleicht nicht allem zustimmen, was aktuell als Schutzmaßnahmeregelungen für das Corona-Virus gilt, bitte bedenke, dass es immer noch kein Heilmittel gegen das Virus gibt und andere Länder nicht so viel „Glück“ hatten, wie wir, weshalb diese ganze Situation Geduld erfordert!
Bedenke immer: Wir können an der Situation derzeit wenig ändern – aber unsere Einstellung dazu!
2. Schränke deinen Medienkonsum ein
Versuche Nachrichten zu dem Thema Corona zu vermeiden, egal ob im TV, Radio oder auf Social-Media-Kanälen, denn das verstärkt deine negativen Gefühle wie Frust oder Ängste noch mehr. Eine gute Möglichkeit das Social Media Verhalten positiv zu verändern, ist das Abonnieren von Kanälen, die sich auf positive Nachrichten spezialisiert haben!
Versuche auch deine Kinder vor negativen Nachrichten zu schützen! Wenn du vor deinem Kind mit jemandem sprichst, dann bespreche keine negativen Sachverhalte, denn auch das Gehirn deines Kindes reagiert auf Stress mit Flucht oder Aggression und Sicherheit gibt auch ihm die Ruhe, die es dringend braucht
Hier findest du Tipps, wie du deine Kinder in Zeiten der Corona-Virus-Panik stärken kannst!
3. Denke an Dinge, die du bereits geschafft hast
Du hast schon so viel geschafft in deinem Leben – denke daran zurück! Vielleicht hast du einen neuen Job gefunden, nachdem du einen alten verloren hast.
Viele Dinge wirken auf uns anfangs bedrohlich, aber du hast schon viele schwierige Dinge geschafft und wirst auch diese Situation meistern!
4. Sei einfallsreich
Überlege dir, wie du aus deiner Situation das Beste machen kannst, denn eine pauschale Antwort gibt es nicht! Überlege dir, was du ändern kannst, nutze diese Situation als persönlichen Neustart und schreibe deine Stärken und Kompetenzen auf. Wie kannst du sie jetzt nutzen?
5. Fehler sind ok
Jeder Mensch macht Fehler und das ist auch gut so. Sei nachsichtig mit dir selbst, dann bist du automatisch nachsichtiger mit deinem Kind! In dieser Situation muss nichts perfekt sein. Vergiss nicht: Du kannst immer noch einmal einen „Neustart“ machen! Z.B. so: „Es tut mir leid Nick, dass ich dich angeschrien habe. Ich bin im Moment etwas gestresst. Können wir bitte nochmal von vorne anfangen? Was wolltest du von mir?“
6. Hilfe annehmen
Wenn du am Rande deiner Kräfte angekommen bist oder du nicht mehr weißt, wie du überhaupt weitermachen sollst, dann suche dir bitte Hilfe! Hilfe anzunehmen ist eine große Stärke und zeugt davon, dass du alles versuchst, um deinen Kindern ein guter Elternteil oder deinem Partner ein guter Gefährte zu sein. Mögliche Hilfsangebote findest du anbei / im Artikel auf unserer Website.
7. Achte auf das Positive
Jeden Morgen, wenn du aufwachst, erinnere dich daran, dass du diese Situation meistern kannst! Als Elternteil ist es im Moment deine Aufgabe, deinen Kindern das Gefühl von Sicherheit zu geben. Überlege dir eine Sache jeden Morgen, die dir hilft, den Tag ruhig zu starten. Z.B. ein morgendlicher Familien-Tanz oder gemütlich noch Kuscheln und ein Buch lesen, vielleicht auch eine kurze Meditations-Übung, in der du deine Gedanken sammelst und dir überlegst für was du dankbar bist!
Achte selbst auf ausreichend Schlaf und bevor du ins Bett gehst denke an die Dinge, dir heute gut gelungen sind. Überlege dir 3 Dinge, auf die du stolz bist und eine Sache, die du am nächsten Tag anders machen möchtest.
8. Beschäftige dich mit dem Thema Resilienz
Resilienz ist die Fähigkeit eines Menschen mit Traumata, Krisensituationen, negativen Gefühlen und vielen anderen Herausforderungen umzugehen.
Hier findest du Tipps, was dein Kind stark für die Zukunft macht!
Hilfsangebote
Eltern-Telefon der „Nummer gegen Kummer“: 0800 111 0 550
(für Schwangere und Eltern mit Kindern von 0-3 Jahren)
Hilfetelefon für „Schwangere in Not“: 0800 40 40 020
BDP-Corona-Hotline (Hotline Deutscher Psychologinnen und Psychologen e. V.): 0800 777 22 44
Telefonseelsorge: 0800 111 0 111 (Träger = evang. & kath. Kirche)
Muslimisches Seelsorgetelefon: 030/44 35 09 821
Beratungshotline der ZWST: 069/94 43 71-63
Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen”: 08000 116 016
Dieser Artikel der Frühen Hilfen bietet eine tolle Übersicht über Anlauf- und Beratungsstellen für Eltern, an die ihr euch kostenlos und anonym für Rat und Hilfe wenden könnt, wenn die Nerven brach liegen (Stand vom 31.03.2020) oder auch dieser Artikel vom Kinderschutzbund (Stand vom 04.05.2020)!
Jugendliche können hier kostenlos online Unterstützung finden.
https://heroes-for-heroes.com/
Achtung – für externe Links kann keine Verantwortung übernommen werden!
Literaturverweise:
Emotionen
Auswirkung von Ärger auf Körper und Gehirn/PsycheHendricks, L., Bore, S., Aslinia, D., & Morriss, G. (2013). The effects of anger on the brain and body. In National forum journal of counseling and addiction (Vol. 2, No. 1, pp. 2-5).
Medienkonsum
Auswirkung von negativen Nachrichten (Medienkonsum) auf das AggressionspotentialSoroka, S., Fournier, P., & Nir, L. (2019). Cross-national evidence of a negativity bias in psychophysiological reactions to news. Proceedings of the National Academy of Sciences, 116(38), 18888-18892.
Achtsamkeit
Durch Meditation weniger Rückenschmerzen:Carson, J. W., Keefe, F. J., Lynch, T. R., Carson, K. M., Goli, V., Fras, A. M., & Thorp, S. R. (2005). Loving-kindness meditation for chronic low back pain: Results from a pilot trial. Journal of Holistic Nursing, 23(3), 287-304.
Auswirkung von Achtsamkeitstraining auf das Gehirn
Sevinc, Gunes et al. (2019). Strengthened Hippocampal Circuits Underlie Enhanced Retrieval of Extinguished Fear Memories Following Mindfulness Training. Biological Psychiatry, Volume 86, Issue 9, 693 – 702.
Resilienz
Resilienz für ErziehendeFrick, J. (2009). Ergebnisse der Resilienzforschung und Transfermöglichkeiten für die Selbstentwicklung als Erziehungspersonen. Zeitschrift für Individualpsychologie, 34(4), 391-409.
Resilienztraining
Helmreich, I., Kunzler, A., Chmitorz, A., König, J., Binder, H., Wessa, M., & Lieb, K. (2017). Psychological interventions for resilience enhancement in adults. The Cochrane Database of Systematic Reviews, 2017(2), CD012527. https://doi.org/10.1002/14651858.CD012527
Angst während der Coronakrise
Mertens, G., Gerritsen, L., Salemink, E., & Engelhard, I. (2020, April 2). Fear of the coronavirus (COVID-19): Predictors in an online study conducted in March 2020. https://doi.org/10.31234/osf.io/2p57j
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