Blog Gefahren von Erziehung ohne Grenzen

Die 9 gefährlichsten Folgen von Erziehung ohne Grenzen

Die meisten Eltern finden den Gedanken daran, ihr eigenes Kind unglücklich zu machen, es weinen zu sehen (z.B. wegen eines „Neins“) einfach schrecklich. Sie wollen Trotzanfälle möglichst umgehen, fürchten sich vor der Verurteilung durch Außenstehende. Auch der Gedanke daran, dass das eigene Kind wütend auf sie sein könnte, ist schmerzhaft. Vielleicht wollen sie ihre Kinder „ganz anders“ erziehen, als sie selbst erzogen wurden. Freier und liebevoller.

Aussagen von Eltern mit permissivem Erziehungsstil: 

  • Es gibt bei uns zwar ein paar Regeln, aber wenn sie nicht eingehalten werden ist es nicht schlimm. 
  • Kinder sind Kinder. „Unerwünschtes Verhalten“ gibt es bei uns nicht. Mein Kind darf sich so verhalten wie es möchte. Ich reglementiere mein Kind eigentlich kaum. 
  • Ich glaube, mein Kind lernt am besten, wenn ich mich so wenig wie möglich einmischen.

Aber während in der Säuglingszeit Wünsche und Bedürfnisse gleichzusetzen sind, und es hier wichtig ist, Grundbedürfnisse wie Hunger oder Körperkontakt unmittelbar zu stillen, um eine sichere Bindung aufzubauen, sind – nur kurze Zeit später – bereits als Kleinkind (ab ca. 12 Monate) Bedürfnisse und Wünsche nicht mehr gleichzusetzen! Und je älter das Kind wird, desto größer wird hier die Spanne zwischen diesen beiden Begriffen. Darum verschiebt sich der Fokus nun von der unmittelbaren Stillung der Grundbedürfnisse darauf, zu erkennen, was Wunsch, und was Bedürfnis des Kindes ist!

Dieser wichtige Schritt ist ein Schritt, den permissive Eltern häufig übersehen. Sie halten sich zurück, sind nachgiebig und lassen ihre Kinder gewähren. Es sind kaum Regeln vorhanden. Wenn es um Entscheidungen geht, lassen sie die Kinder oft selbst entscheiden.

Was die Forschung jedoch zeigt, ist, dass Kinder, die ohne klare Grenzsetzung aufwachsen, deutlich weniger Möglichkeiten haben, Selbstdisziplin zu entwickeln, also z.B. Fähigkeiten wie Frustrationstoleranz und Durchhaltevermögen. Sie lernen nicht, sich selbst Grenzen abzustecken, um Ziele zu erreichen. Ein wichtiger Schritt, um als Erwachsene glücklich zu sein! Vorschulkinder mit permissiven Eltern, zeigten weniger Selbstkontrolle und waren als Jugendliche weniger selbstständig. In ihrer sozio-emotionalen Entwicklung wirkten sie deutlich jünger ihrem Alter entsprechend (Baumrind et al., 2010).

Kinder haben weniger Selbstdisziplin und sind als Jugendliche weniger selbstständig

„Ich mache hauptsächlich Dinge, die mir Spaß machen. Bei Sachen, die mir andere auftragen gebe ich schnell auf“

Ständiges unspezifisches Lob führte bei Kindern eher zu weniger Bemühungen für erwünschtes Verhalten oder Leistung und zu weniger Selbstwertgefühl (Brummelman et al., 2014). 

„Mama sagt mir sowieso ständig wie toll ich bin. Auch wenn ich gar nicht so super war. Das verunsichert mich. Hat sie Recht oder nicht?“

Ständiges erfüllt-bekommen aller Wünsche führt dazu, dass Kinder nicht lernen, dass wahres Glück nicht von der Erfüllung aller Wünsche kommt.

Kinder haben es schwerer, ein inneres Gefühl von „Glücklich-sein“ zu entwickeln 

„Glück bedeutet, das zu bekommen, was ich möchte!“

Permissive Eltern springen oft nur dann ein, wenn es ein ernstes Problem gibt. Sie sind nachsichtig und von ihnen hört man oft die Aussage: „Das sind eben Kinder!” Sie sind inkonsequent in der Durchsetzung von Regeln oder Bitten an ihre Kinder. Betteln oder Jammern ihrer Kinder geben sie schnell nach und erlauben dann, dass zuvor verbotene doch.

Das Kind lernt nicht, mit Traurigkeit oder Enttäuschung umzugehen.

„Wenn ich etwas will, dann Jammer ich. Das hilft immer!“

Dies führt häufig dazu, dass die Wünsche des Kindes zu Leiden von anderen geschehen. Z.B. anderen Kinder, anderen Erwachsenen. Nicht nur ist dies unerwünscht für die anderen, das Kind lernt dadurch auch keine Empathie – also die Fähigkeit, auf andere Einzugehen. 

„Es dreht sich alles immer um mich. Ich bin der Mittelpunkt der Welt!“

Es lernt, dass es in menschlichen Beziehungen durch Manipulation seine Wünsche durchsetzen kann. Nicht zuletzt darum, wird permissive Erziehung auch in Verbindung mit Narzissmus gebracht (z.B. Hart et al. 2017). 

Die Wünsche des Kindes geschehen zum Leid von anderen

“Erwachsene sind doch dazu da um auf MICH einzugehen!?“

Wenn ihr Kind an Herausforderungen stoßen, tendieren permissive Eltern dazu ihr Kind rasch zu unterstützen. Dadurch, dass ihnen damit häufig schwierige, herausfordernde Tätigkeiten abgenommen, haben die Kinder oft ein geringes Selbstwertgefühl und erleben wenig Selbstwirksamkeit.

Geringes Selbstwertgefühl

„Ich mach keine Herausforderungen! Papa! Ich kann diese Hausaufgaben nicht machen! Mach du sie!“

In der Regel haben Kinder von permissiven Eltern mehr Schwierigkeiten mit Autorität und Regeln umzugehen. Das führt auch zu Verhaltensschwierigkeiten in Kindergarten und Schule. Und dies wiederum kann zu einem Gefühl des „nicht dazugehören“ oder „anders sein“ führen. Wird dieses Gefühl von den Eltern noch unterstützt, kann sich damit ein Kreislauf des Einsam-fühlens aufmachen oder auch Wut gegen andere entwickeln. Als Jugendliche und Erwachsene können sie Schwierigkeiten bei Team-Work-Aufgaben haben.

Probleme mit Regeln und Autorität in Gruppen

„Wenn der Lehrer mir was sagt was ich tun soll aber ich will das gar nicht tun, setze ich mich einfach unter den Tisch. Der kann mich zu nix zwingen!“

Kinder haben auch ein höheres Risiko für Gesundheitsprobleme, wie zum Beispiel Übergewicht, Schlafmangel und damit Konzentrationsprobleme oder Zahnkaries.

Wenn alle Wünsche der Kinder gewährt werden, kann dies schädliche Folgen für das Kind haben!

„Ich geh ins Bett wann ich will. Mama sagt, ich soll ins Bett gehen, wenn mein Körper mir das sagt. Lieber spiele ich noch an meinem Handy!“

Werden die Kinder erwachsen haben häufig sowohl Eltern wie auch Kinder Schwierigkeiten ihren eigenen Weg zu gehen und sich selbstständig zu entwickeln. 

Weniger Selbstständig

„Wie soll ich bloß ohne meine Eltern leben?“

Häufig sehen sich permissive Eltern eher in der Rolle eines Freundes oder Gleichberechtigten gegenüber ihrem Kind. Sie sind bemüht eine gute Gesprächsbasis mit ihren Kindern zu haben, mit ihnen „über alles reden“ zu können. Dies kann zu einer Überforderung der Kinder führen. Denn werden Eltern als liebevoll UND mächtig gesehen, geben die von ihnen gesetzten Grenzen eine wichtige emotionale Sicherheit. Die Rolle der Eltern ist wichtig, damit das Kind weiß, es wird von einer „älteren, stärkeren, weiseren“ Person beschützt! 

„Also eigentlich bin ich der Chef im Haus. Ich kann schon gut auf mich selbst aufpassen. Aber manchmal habe ich schon Angst. Dann klammer ich mich an Mama und lasse sie gar nicht gehen!“

Fehlt diese Rolle, kann es dazu kommen, dass Kinder verstärkt auffälliges Verhalten zeigen, um die Grenzen zu spüren, die sie suchen. Dies wiederum kann dazu führen, dass das Kind den Eltern gegenüber verletzend wird, die dann wiederum verletzt reagieren und die „Undankbarkeit“ ihres Kindes mit Vorwürfen oder Liebesentzug bestrafen. Dies wiederum führt zu einer Verletzung der Eltern-Kind-Beziehung. 

„Manchmal sagt Papa, ich soll dankbar dafür sein, was sie alles für mich machen. Aber dafür sind sie doch da!“

Kinder fehlt eine wichtige Bezugsperson die ihnen emotionale Sicherheit vermittelt

Aber eine zu strikte  (autoritäre) Erziehung ist genau so wenig förderlich wie eine Erziehung ohne Grenzen. Hier findest du mehr dazu. 

Wenn nicht ohne Grenzen, was dann?

Die Studienlage ist eindeutig: Der autoritative Erziehungsstil gilt als wirksamster Weg um Kinder in ihrer sozial-emotionalen Entwicklung zu unterstützen um glückliche und gesunde Erwachsene zu werden. Beim autoritativen Erziehungsstil geht es um bindungsorientierte Erziehung mit empathischer Grenzsetzung – Also einer liebevollen Führung der Kinder, die auf ihre Gefühle und Bedürfnisse eingeht und ihnen mit Wertschätzung in Liebe entgegentritt. 

Mehr dazu folgt in Kürze!

Warum ist der autoritative Erziehungsstil am besten?

Durch die hohen Anforderungen mit GLEICHZEITIG hoher sicherer Bindung werden Kinder

  • in ihrem Verantwortungsbewusstsein gestärkt
  • darin unterstützt zu lernen sich selbst zu regulieren
  • angeleitet, selbst Problemlöse-Strategien zu finden. Dies hilft ihnen als Erwachsene selbst gute Entscheidungen zu treffen
  • darin unterstützt, Respekt vor anderen Menschen und Regeln, aber auch Respekt sich selbst gegenüber zu haben.

Kinder

  • können sich aufs „Kind-Sein“ konzentrieren. Sie müssen sich nicht darum sorgen, wer das Sagen hat, weil sie wissen, wer die Entscheidungen trifft, um sicherzustellen, dass sie gesund und glücklich sind: die Eltern
  • Gleichzeitig wissen sie, dass sie mit ihren Problemen immer zu ihren Eltern gehen können. Haben eine sicherere Bindung und bessere Beziehung zu ihren Eltern. Sie haben eine sichere Ansprechperson – ein wichtiger seelischer Schutzfaktor (Resilienz!)
  • sind einfühlsamer, freundlicher und warmherziger
  • neigen dazu, weniger soziale Probleme mit Gleichaltrigen zu haben, mit Erziehern und Lehrern besser auszukommen und in Kindergarten/Schule beliebter zu sein
  • sind wegen ihrer sozial-emotionalen Kompetenz widerstandsfähiger gegen den Druck von Gleichaltrigen oder anderen Kindern und haben ein geringeres Risiko Mobbing-Opfer (aber auch der Mobber) zu werden

Literaturhinweise

Gute Zusammenfassung:Segrin, C., & Flora, J. (2019). Fostering social and emotional intelligence: What are the best current strategies in parenting?. Social and Personality Psychology Compass, 13(3), e12439.

Höhere Chance an Depression zu erkranken:Liu, Y., & Merritt, D. H. (2018). Examining the association between parenting and childhood depression among Chinese children and adolescents: A systematic literature review. Children and Youth Services Review, 88, 316-332.

Höhere Chance Gewalt als „normal“ anzusehen:Landon, B. G., Waechter, R., Wolfe, R., & Orlando, L. (2017). Corporal Punishment and Physical Discipline in the Caribbean: Human rights and cultural practices. Caribbean Journal of Psychology, 9(1).


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