Blog Wie spreche ich mit Kindern über den Krieg

Wie spreche ich mit Kindern über Krieg (und andere Krisen)?

Der Krieg in der Ukraine hat begonnen – und auch Kinder haben Fragen, Sorgen und Ängste dazu.

Doch wie spreche ich mit Kindern darüber?

3 Tipps für Gespräche mit Kindern über das Thema „Krieg“:

1)     Junge Kinder (Kinder unter 7 Jahren) vor angsteinflößenden Medieninhalten schützen

Aufwühlende Bilder und Nachrichten im Fernsehen oder Radio können Kinder beunruhigen. Die Nachrichten über den Krieg können Ängste schüren oder vorhandene Ängste größer werden lassen und Kinder noch mehr verunsichern. Da junge Kinder Distanzen und Zeiten noch nicht einschätzen können, kann sich die Kriegsgefahr für Kinder wie unmittelbar und Vorort anfühlen. Außerdem haben sie viel Fantasie und eine „magische Vorstellungkraft“. In ihrer Fantasie ist alles möglich. Achte darum auf einen achtsamen Medienkonsum und schaue oder höre bitte nicht vor oder im Beisein von Kindern Nachrichten, die für Erwachsene bestimmt sind!

2)     Wie spreche ich mit Kindern über den Krieg? Erkläre das, wonach dein Kind fragt!

Frage dein Kind: Was weißt du darüber? Was hast du darüber gehört? Was glaubst du, dass dieses Wort bedeutet? Wichtig ist, auf den Wissensstand des Kindes einzugehen. Beantworte dann mit kindgerechten Worten die Fragen deines Kindes. Wie viel Information ein Kind braucht, ist ganz individuell – einige wollen alles bis ins kleinste Detail wissen, anderen ist weniger genug. Wichtig ist hier ganz auf das Kind einzugehen. Konkrete Antwortmöglichkeiten dazu findest du unten.

3)     Gefühle ernst nehmen, Angst vor dem Unbekannten nehmen und das Gefühl von Sicherheit vermitteln

Die aktuelle Situation kann bei Kindern viele Ängste und Sorgen auslösen oder vertiefen. Kommt der Krieg jetzt zu uns? Sterben dort Menschen? Was passiert da? Bin ich in Gefahr oder Menschen, die ich kenne? Ängste ernst zu nehmen ist wichtig.

Extra-Info: Wer unsere GEFÜHLEHELDEN kennt weiß, dass wir Ängste auch als „Beschützer-Gefühle“ bezeichnen, denn sie aktivieren leichter unser Beschützer-Gehirn, das uns dann wiederum Energie gibt, um z.B. Wegzulaufen oder zu kämpfen. Es kann also sein, dass Kinder nun vermehrt aggressives Verhalten, Klammern oder Rückzug zeigen. Die GEFÜHLEHELDEN helfen Kinder dabei, einen gesunden Umgang mit Gefühlen zu lernen. Mehr Infos hier.

Kinderängste gehören gehört. Besonders jüngere Kinder benötigen dabei unsere Anleitung. Dürfen Gefühle nicht gezeigt werden oder werden sie „klein geredet“ (z.B.: „Das ist doch alles nicht so schlimm, du musst nicht traurig sein!“), so können sich Ängste verstärken und sich in Verhaltensweisen, wie Aggressionen, Rückzug, Ängste oder Depressionen zeigen.

Prinzipiell gilt – je jünger Kinder sind, desto mehr emotionale Sicherheit benötigen sie.

Wichtig ist, die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen, Gefühle ernst zu nehmen (nicht beschwichtigen, ablenken oder sie mit ihren Sorgen alleine lassen) und dem Kind gleichzeitig das Gefühl von Sicherheit zu vermitteln – zeige deinem Kind: 

„Ich bin für dich da, ich nehme dich ernst und höre dir zu. Du kannst immer zu mir kommen!“

Nimm die Sorgen und Ängste deines Kindes also ernst und höre ihm in erster Linie zu.

In Folge kannst du Fragen ruhig beantworten und Sicherheit vermitteln, indem du zum Beispiel sagst: 

„Ich werde alles tun, um dich zu beschützen! Hier bist du in Sicherheit! Ich passe gut auf dich auf!“

Häufig kommen Sorgen und Ängste kurz vor oder während dem Schlafengehen auf. Auch hier ist es wichtig, sich Zeit für die Kinder zu nehmen und Sicherheit und Geborgenheit zu vermitteln. Denn egal wann – in jeder Situation ist es wichtig, Gefühle anzunehmen und Kindern zuzuhören. Wir können eine Umarmung anbieten und wenn sich die Angst im Kopf beruhigt hat, kann es helfen, positive Gegenbilder im Gehirn zu schaffen: Dazu kannst du fragen: „Was war heute schön?“, „Wofür bist du heute dankbar?“

Mehr Tipps dazu auch in unserem Artikel über „Optimismus stärken“ – ein wichtiger Resilienzfaktor)

Häufige Fragen von Erwachsenen:

1)     Ich merke mein Kind ist verängstigt aber es spricht nicht über das Thema, was soll ich tun?

Sage: „Gibt es etwas, das dir Sorgen bereitet? Du weißt, ich bin immer für dich da und kannst mit mir immer über alles reden!“ Zeige deinem Kind, dass du für es da bist, wenn es dich braucht. Dies bedeutet natürlich, dass du (auch in anderen Situationen) seine Ängste und Sorgen annimmst und nicht “klein redest”. Alle Gefühle dürfen sein!

Möchtest du dein Kind im Umgang mit Gefühlen helfen? Vielleicht können euch hier die GEFÜHLEHELDEN unterstützen. Mehr Infos gibt dazu gibt es hier.

2)     Was kann ich tun, wen mir keine Antwort auf die Frage der Kinder einfällt?

Du könntest sagen: „Darauf weiß ich gerade keine Antwort. Ich mache mir auch manchmal Sorgen. Lass uns gemeinsam auf die Suche gehen nach Informationen, etwa in Kindernachrichten, oder vielleicht finden wir ein Buch in der Bücherei?“ So nehmen wir Kinder ernst und sind gleichzeitig ein Vorbild, wie wir selbst mit (Schreckens-) Informationen aus den Medien umgehen. Unter 12 Jahren sollten Nachrichten in kindgerechter Form genutzt werden („Kindernachrichten“) und unter 10 Jahren sollte in Begleitung der Eltern geschaut werden. So kann man direkt auf Fragen eingehen und für die Kinder da sein (wir empfehlen die Sendungen zunächst selbst einmal anzuschauen, vor allem, wenn das eigene Kind sehr empfindsam ist und sie dann im Anschluss mit dem Kind zu schauen). Kindernachrichten bitte nur mit den Kindern schauen, wenn das Kind dafür Interesse zeigt! Auf keinen Fall sollten sie den Kindern „aufgedrängt“ werden. Erwachsenennachrichten sollten erst ab dem Jugendalter geschaut werden.

Ein Kinderbuch zu dem Thema ist z.B.: „Wie ist es, wenn es Krieg gibt?“ (Empfohlenes Lesealter: 5-7 Jahre) und hier im „Klexikon“ (Externer Link) gibt es eine gute kindgerechte Erklärung zum Thema Krieg. Hier findet sich ein Ausmalbild und weitere Buchtipps (Externer Link).

3)     Ich merke, dass mich das Thema selbst stark belastet, was kann ich tun?  

Reguliere deinen Medienkonsum. Fokussiere dich bewusst immer wieder auf das Hier und Jetzt und sage dir: „Ich bin in Sicherheit“. Tue dir bewusst etwas Gutes: Nimm ein Bad, trinke einen beruhigenden Tee, höre entspannende Musik. Achte auch auf ausreichend Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf. Tausche dich mit anderen über deine Gedanken und Gefühle aus. Diese Tipps für mentale Gesundheit gelten für Kinder UND Erwachsene!

Hilfe gibt es auch bei der Telefonseelsorge (24h/365 Tage im Jahr erreichbar) unter 0800-1110111, 0800 1110222, 116 123 oder 0800 3344533 (Info-Telefon Depression).

Vorschläge, wie du konkrete Fragen beantworten kannst

„Mama/Papa, was ist Krieg?“

Krieg ist, wenn sich zwei Ländern oder Gebiete nicht mehr nur mit Worten streiten, sondern wenn einer oder beide Waffen nutzen, um ihre Meinung dem anderen aufzuzwingen. Dann schicken sie ihre Soldat*innen aus, um gegeneinander zu kämpfen und es wird Krieg ausgerufen.

„Mama/Papa, warum gibt es Krieg?“

Krieg gibt es, weil manche Anführer*innen ihr Land oder ihre Macht vergrößern wollen, oder sie wollen an Bodenschätze wie Gold oder Öl gelangen, um reicher zu werden. Die Machtinhaber*innen oder Kriegsführer*innen glauben, dass sie mit Gewalt an ihr Ziel kommen.

„Mama/Papa, was passiert bei einem Krieg?“

Im Krieg wird viel kaputt gemacht. Häuser, Denkmäler, Straßen können zerstört werden und die Menschen leiden. Die Kämpfer*innen oder Soldat*innen der verschiedenen Gruppen kämpfen dann gegeneinander, um zu gewinnen. Sie kämpfen auch oft in Städten oder Dörfern, wo Menschen wohnen, die keine Soldat*innen sind. Darum stellt der Krieg für Menschen eine Gefahr da und es gibt viele Menschen, die vor dem Krieg davonlaufen, also flüchten. Vielleicht kennt dein Kind schon jemanden, der geflüchtet ist. Dann können wir hier aufzeigen, dass diese Menschen jetzt in Sicherheit sind und dass es ihnen gut geht.

„Mama/Papa, sterben da Menschen?“

Ja, leider sterben im Krieg auch Menschen. Es gibt aber auch Abkommen, so etwas wie einen Vertrag, wie die Genfer Konventionen, um die Bewohner im Land vor den Auswirkungen eines Krieges zu beschützen. Wenn Menschen verletzt werden, dann gibt es auch im Krieg Ärzt*innen und Krankenpfleger*innen, die den Menschen helfen und die sich um die Menschen im Kriegsgebiet kümmern.

„Mama/Papa, wie hört ein Krieg auf?“

Frieden wird geschlossen, wenn die verfeindeten Länder oder Gruppen sich versprechen, ihre Meinungsverschiedenheiten nicht mehr mit Waffen zu kämpfen, sondern ihren Streit mit Worten zu lösen. Dann rufen sie das Ende des Krieges aus. Manche Kriege hören auch erst wieder auf, wenn die Beteiligten kein Geld mehr haben oder wenn eine Gruppe gewonnen und die andere verloren hat. Besser ist es, wenn die Menschen einen Waffenstillstand vereinbaren. Dafür gibt es internationale Vermittler, die den streitenden Menschen helfen.

„Mama/Papa, kommt der Krieg auch zu uns?“

Wichtig ist in erster Linie, den Kindern Sicherheit zu vermitteln und ihnen zu erklären, dass der Krieg weit weg von uns passiert. Wir können den Kindern sagen: „Deutschland ist ein sicheres Land. Du bist hier in Sicherheit und ich passe immer gut auf dich auf!“ Auch hier gilt, nur wenn Kinder weiter danach fragen, sollte auf diese Frage auch eingegangen werden.

Kinder haben Rechte!

Sie haben das Recht auf kindgerechte Informationen.

Sie haben auch das Recht auf Schutz vor Krieg und auf Asyl!

Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine und auch bei den Menschen, die die aktuelle Situation (noch zusätzlich) stark belastet.

Wir hoffen, dieser Artikel konnte ein wenig helfen.


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